Gamification: Spielend zum Erfolg

Spielen am Arbeitsplatz kann kein Arbeitgeber gutheißen. Oder vielleicht doch? Spielen macht Spaß und inzwischen werden immer mehr Elemente aus der Spielewelt in die Arbeitswelt integriert. Das Ziel: Mitarbeiter motivieren, Prozessabläufe effizienter gestalten und leichter lernen.

Gamification motiviert nicht nur Mitarbeiter, auch Kunden werden mit ‚Belohnungen‘ angelockt. Was steckt also wirklich dahinter? Gamification oder auch Gamifizierung, zielt auf die Spieltriebe der Menschen ab. Ziel dieser durchaus erfolgreichen Methode ist es, Arbeitsabläufe, Aufgaben oder aber auch Lerninhalte für die Mitarbeiter durch den Einsatz von spielerischen Elementen, so zu gestalten, dass sie motiviert werden und ihre Arbeiten effizienter erledigen können.

Kundenbindung stärken

Im Marketing kann Gamification zur Kundenbindung eingesetzt werden. „Im Bereich Kundenbindung lässt sich das sehr gut umsetzten – ein spielerischer Wettbewerb zwischen Kunden.“, sagt dazu unser IT-Experte Andreas Wilm. Die Kunden sollen dabei auf Firmen und deren Produkte aufmerksam werden und sich spielerisch mit der Marke auseinandersetzen. Das kann die Kundenbindung stärken und die Kaufabsicht fördern.

Ein Paradebeispiel ist hier wohl McDonald’s, der zum Kampf der Geschmäcker aufgerufen hat. Kunden durften online neue Burger kreieren und der ‚Sieger-Burger‘ wurde nach einer Onlineabstimmung eine Zeit lang in den Restaurants angeboten.

Mehr Spaß, Effektivität und Effizienz

Spielen ist ein uns angeborenes Sozialverhalten. Friedrich Schiller sagte schon 1795: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Ziel ist es, sich der Spielmechaniken zu bedienen, um beispielsweise eintönige oder unbeliebte Arbeiten für die Mitarbeiter attraktiver zu gestalten oder sie sogar dazu zu bringen, Probleme zu lösen, sich schneller um Anfragen zu kümmern oder zu lernen. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter vor allem Spaß an ihren Aufgaben haben. „Wir spielen seit der Geburt, durch das Spielen lernen wir und prägen uns Abläufe oder Dinge ein, wir erweitern unsere Denkfähigkeit und Kreativität.“, erklärt Andreas das Verhalten. Beim Spielen kann der Mensch sich stundenlang auf ein Problem fokussieren und agiert problemlösungsorientiert. Er ist bereit, Risiken einzugehen, um ein Ziel zu erreichen. Oft wird dabei auch eine Verbindung zwischen Gegnern eingegangen.

Doch wie lassen sich Engagement und Aufmerksamkeit auf das Arbeitsumfeld übertragen und damit langweilige Arbeiten langfristig attraktiver machen? Andreas erläutert dies so: „Mit der Gamification kann ein Highscore- oder Sticker-System einhergehen. Hier motivieren sich Kunden oder Mitarbeiter gegenseitig - „schaffst du meinen Highscore?“ „Ich bin schon Elite-Dragon-Slayer, und du?“. Natürlich kann auch eine virtuelle Belohnung ausgegeben werden, die die nächsten Aufgaben erleichtern („Ich darf die nächste mir zugewiesene Aufgabe ablehnen“) oder auch in reale Werte umgetauscht werden kann.“

Spieltrieb im Unternehmen nutzen!

Wenn Sie sich also dazu entscheiden Gamification in Ihrem Unternehmen einzusetzen, gilt es einige Dinge zu beachten.: „Wichtig ist die Zielgruppe klar zu definieren und das Thema der Spielewelt dahingehend auszuwählen.“, sagt unser IT-Profi. Wilm nennt dazu ein für ihn „etwas klischeehaftes“ Beispiel: „Eine Rockergruppe wird für ein Spiel, bei dem es um Blumen geht, wenig Interesse zeigen – ein „Custom-Bike-Building“ Spiel wird vermutlich eher Begeisterung auslösen.“ Ein weiterer Punkt, der ausschlaggebend ist, um das Spielen interessant zu halten, ist der Schweregrad. Das Ziel muss immer die Erfüllung einer Aufgabe bleiben, damit das Spiel den Charakter der Motivationsförderung beibehält. „Zu schwere Spiele führen immer zum Motivationsverlust. Und über allem sollte immer stehen: Ich spiele aus eigenem Antrieb, und nicht, weil ich spielen muss. Wer nicht spielen möchte, der muss nicht.“, so Andreas.

Gamification wird in vielen Unternehmen immer öfter als strategisches Instrument eingesetzt, da es sich in fast allen Bereichen eines Unternehmens eingliedern lässt – egal ob Human Ressource Management, Werbung, Produktion, Marketing oder in der Forschung und Entwicklung. „Für Unternehmen bietet sich vor allem dies im Bereich HR an. Im Bewerbungsprozess lassen sich hier Stärken und Schwächen feststellen, wenn es z. B. um Kreativität, Teamfähigkeit geht. Im Bereich Forschung und Entwicklung eignen sich spielerische Elemente, um „über den Tellerrand“ zu denken.“, schlägt Andreas Wilm vor.

Stärken von Gamification

Der Grund, spielerische Elemente in einem ganz anderen Zusammenhang zu verwenden, ist ganz einfach: Spielen motiviert – durch Herausforderungen und Erfolge, die im Anschluss belohnt werden. Zudem bringt das „Aufteilen“ von Aufgaben – etwa in mehrere Levels – eine gewisse Spannung mit sich. „Neben dem eigentlichen Sinn der Aufgabenbewältigung gibt es ‚Nebeneffekte‘, die dem Teambuildung dienen können.“, sagt Andreas. Er merkt aber an, dass Gamification auch in der Wissensvermittlung eingesetzt werden kann, z. B. bei der Einführung einer neuen Software. Für Mitarbeiter kann es den Einstieg erleichtern aber auch die Effizienz steigern. Kein Wunder also, dass es mittlerweile Anwendungen gibt, die alltägliche Arbeitsaufgaben spielerisch angehen: Mit der App Epic Win werden sogar die langweiligsten Tätigkeiten spannend – so gibt es beim Abarbeiten der ganz persönlichen To-Do-Liste Punkte. Der eigens angelegte Avatar wird stärker und erlangt immer mehr Fähigkeiten.

Bedenken von Gamification

Einer der Hauptgründe für den Einsatz von Gamification am Arbeitsplatz, ist vor allem der Wunsch, die Leistungsbereitschaft und -fähigkeiten der Mitarbeiter zu steigern. Tatsächlich werden gute Gaming-Apps diesen Anforderungen gerecht. Die Möglichkeit, in Levelform aufzusteigen, motiviert den Teilnehmer und gibt ihm zudem ein Feedback in Echtzeit über die eigene Leistung. Doch Achtung, all diese durchaus schmackhaften Beispiele bergen auch Gefahren. Denn Zahlen alleine machen nicht glücklich. „Vorsicht ist zudem angeraten, wenn Trophäen oder Badges zu einem Wettbewerbsdruck und sogar zu Mobbing innerhalb des Unternehmens führen. Personen, die dann ‚hinten‘ liegen verlieren ihre Motivation und das Spielen wird kontraproduktiv“, nennt Andreas nur ein Beispiel. Auch das Entstehen einer Spielesucht sollten Unternehmen nicht außer Acht lassen. Gamification am Arbeitsplatz soll Optionen bieten, die Teilnahme am Spiel aber keine Bedingung sein. Anderseits drohen Frustration, die Zerstörung kreativer Prozesse und die Harmonie des Teams steht auf der Kippe.

Hol dir ein bisschen Inspiration

Fakt ist, dass nicht alles, was spielerisch anmutet, auch ein gutes Beispiel für Gamification ist. Doch es zeigt sich: Viele internationale Unternehmen, aber auch kleine Konzerne, nutzen Gamification und machen vor, wie es geht. So ruft Nike im Zuge einer Kampagne zu einem neuen Produkt in der „Nike run Club -App“ dazu auf, ihre Rennergebnisse hochzuladen und sich mit anderen Kunden zu messen. Bei Coca Cola werden Kunden zu Bewegung motiviert und erhalten beim Erreichen eines Ziels in der vorgegebenen Zeit, Tickets für den neuen James-Bond-Film. Audi schult Mitarbeiter anhand von virtuellen Bewertungen. Der Arbeitgeber kann basierend auf den gesammelten Sternen der Mitarbeiter eine gezielte Vertriebsmitarbeiterschulung durchführen.

Zurück